Die richtigen Räder für die Seifenkiste – Teil 2
Slicks oder Profilreifen
Der moderne Rennsport ist ohne Slicks gar nicht mehr denkbar. Aber gilt dies auch für unser Thema, die Seifenkisten? Gelten hier die gleichen Gesetze oder unterscheiden sich die Kräfteverhältnisse? PS starke Boliden müssen enorme Kräfte, die der Antrieb leistet, auf die Straße bringen. Dies gilt bei der Beschleunigung, beim Verzögern und natürlich auch in den Kurven, wo noch Zentrifugalkräfte hinzukommen. Daher können bei Rennfahrzeugen die Reifen nicht breit genug sein und sind, zumindest bei trockener Straße, glatt wie ein Kinderpopo. Dies gilt aber nicht unbedingt auch bei Rennen mit Seifenkisten.
Bei „normalen“ Seifenkistenrennen bzw. Spaßkistenrennen geht es eher beschaulich zu. Die Streckenlänge liegt zwischen 150 und 500 Metern und scharfe Kurven gibt es in der Regel nicht. Das Wichtigste ist aber, dass man jegliche Reibung zwischen der Fahrbahn und dem Fahrzeug auf ein Minimum reduzieren sollte. Die Reibung um die es hier geht, ist genauer betrachtet ein Verzahnungseffekt zwischen dem Gummi des Reifens und der Straße. Umso geringer diese Verzahnung, umso geringer die Reibung. So wird klar, dass ein Slick mehr unerwünschte Reibung erzeugt als ein Reifen mit leichtem Profil. Die Aufstandsfläche des Profils sollte also möglichst klein gehalten werden. Dies ist auch der Grund für die relativ schmalen Räder bei allen klassischen Seifenkisten nach dem Reglement des DSKD. Außerhalb des Seifenkistensports kann man dies auch bei Rennrädern beobachten. Diese haben extrem schmale Reifen, um möglichst wenig Reibung zu erzeugen. Zu beachten ist außer dem Profil der Gummi selbst. Ist er zu weich, vergrößert sich die Aufstandsfläche.
Völlig anders sieht es natürlich bei kurvenreichen Strecken, die mit hoher Geschwindigkeit gefahren werden, aus. Als Beispiel seien hier die sogenannten Speeddown-Rennen genannt, bei denen aber schon High-Tech-Fahrzeuge eingesetzt werden, die nichts mehr mit unseren Spaßkisten zu tun haben. Hier werden natürlich Slicks eingesetzt, welche aber auch preislich in einer ganz anderen Liga spielen.

Vollgummi- oder Lufträder?
Eine viel diskutierte Frage ist immer wieder, was ist schneller:
Als ich mit dem Bau meiner ersten Kiste anfing, stieß ich in einem Forum auf zwei Ingenieure, die sich genau zu diesem Thema äußerten. Ihre Theorie war die, dass beim Abrollen des Rades im Gummi sogenannte Walkarbeit verrichtet wird. Da der Mantel eines mit Luft gefüllten Reifens dünner ist als der Gummi des Vollgummireifens, entsteht im Luftreifen auch weniger Walkarbeit. Da diese dann weniger Energie verbraucht, sollte der Luftreifen, bei gleicher Größe, schneller sein.

Das Bild oben zeigt links den Vollgummireifen auf einer Stahlfelge und rechts einen luftgefüllten Reifen. Deutlich ist zu sehen, dass im Bereich der Auflagefläche der Vollgummireifen zusätzlich komprimiert wird, da hier keine Luftschicht vorhanden ist, wie rechts beim luftgefüllten Reifen, die nachgeben kann. Zusätzlich kommt noch die federnde Komponente der Luft hinzu. Der Vollgummireifen kann nicht federn, da er direkt auf der Stahl- bzw. Kunststofffelge sitzt. Hinzu kommt noch, dass man bei Luftreifen über den Luftdruck die Aufstandsfläche verkleinert und damit die Reibung zur Straße verringern kann. Aufgrund meiner Beobachtungen bei verschiedenen Rennen muss ich der o. g. Theorie Recht geben, was dann auch der Grund für meine Entscheidung zu Luftreifen war. Hier sei auch noch erwähnt, dass bei Fahrradrennen immer noch mit Luftreifen und sehr hohem Druck (bis 8 bar) gefahren wird, obwohl es auch für Fahrräder Vollgummireifen mit relativ guten Fahreigenschaften gibt.